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Deep Views 001: Lisa Laser


In unserem neuen Format “Deep Views” stellen wir euch Künstler und Künstlerinnen im Gespräch ganz persönlich vor. Erzählungen zu Werdegang und Werdesein ihrer Kunst und dem Künstlertum, lassen euch hinter die Kulissen eurer kreativen Lieblinge schauen. Die Geschichtenstunde für Kunstinteressierte sozusagen.
Na dann, let’s get personal...

Portrait Lisa Laser. Dunkel. Schattenstreifen.
Lisa Laser / DJ / VJ / Illustratorin

Inspiriert von ihrer Freelance-Karriere als VJ, hat Lisa Laser 2019 auch zum DJing gefunden und bespielt seit ca. 2022 regelmässig Events, Clubs und Festivals mit ihrem Sound. Wie das Laser in Lisa Laser entstand, wie sie es schaffte ein 6 Stunden Set zu spielen und was denn überhaupt VJ bedeutet, lest ihr im Interview.


Liebe Lisa, lass uns bei deinem Namen anfangen - Lisa Laser. Das hört sich frech an; erzähl uns die Geschichte deines Künstlernamens.

Um diese Geschichte zu erzählen muss ich ein paar Jahre zurück greifen. Mein Interesse fürs Zeichnen und das bewegte Bild haben mich zum Studium für 2D Animation an der HSLU geführt. Die Freude an experimenteller Animation, sprich diversen kreativer Erzähl- und Filmformen haben sich bei einem Schlüsselerlebnis im gestalterischen Vorkurs vor dem Studium gefestigt. Vom Kurs aus konnten wir die ArtBasel besuchen, an welcher ich mich prompt in einem dunklen Raum mit drei grossen Leinwänden und Musik im Hintergrund wiederfand. Da sah ich mein erstes Visual. Sprich ein Video, welches von Musik bespielt wurde. Da wusste ich, das ist es was ich machen will. Meine Faszination für diese Kunstform habe ich dann auch geteilt und in meinem Umfeld, den Wunsch VJ zu werden, immer wieder ausgesprochen. 

(Autorennotitz : Als VJ bezeichnet man einen/eine Videokünstler:in im Kontext von Musikveranstaltungen. Er/Sie erweitert dabei die Audioperformance, wie z.B ein DJ-Set, mit visuellen Komponenten. Der/Die VJ kreiert dann Visuals in Echtzeit zur musikalischen Darbietung.)  Kurzum traf ich dann einen Mitschüler aus dem Video-Studiengang, der als VJ aktiv war. Ich konnte an einem Event als VJ dabei sein und erhielt anschliessend “Nah dis nah” auch Bookings. Durch die visuellen Komponenten meiner Kunst, die Arbeit mit Licht, entstand dann der Name Lisa Laser.

Der Name Lisa Laser ist nicht nur ihr VJ-Name, sondern auch ihr DJ-Alter Ego. Lisa erzählt mir, dass der Name sich nicht sofort auch als DJ Name etabliert hat. Der Versuch unter einem anderen Alias als DJ aufzutreten hat sich nach wenigen Versuchen jedoch nicht so aussagekräftig angefühlt wie gewünscht. “Die Bookers haben mich immer wieder gefragt, ob sie nicht doch Lisa Laser auf den Flyer schreiben können. Dies höre sich, im Vergleich zum anderen Namen, doch viel besser an”, erzählt sie mir. Durch die zunehmende Nachfrage verwarf die Künstlerin schliesslich die Idee des zweiten Alias fürs DJing und so festigte sich der Name Lisa Laser als Künstlername für beide Kunstformen.


Du sagtest Lisa Laser habe sich wie ein Alter Ego angefühlt. Inwiefern unterscheidet sich Lisa Leudolph von Lisa Laser?

Ich glaube zu Beginn konnte ich beide noch besser unterscheiden. Lisa Laser hört sich nach etwas selbstbewusstem an und wirkt vielleicht auch etwas “edgy”. Am Anfang hat mir das sicherlich geholfen in meine Rolle als Künstlerin zu finden und mich dementsprechend auch sicherer zu fühlen. Heute ist eine Differenzierung kaum mehr möglich. Lisa Laser ist zu meiner Identität geworden. Der Name, wie auch meine Kunst ist schon zu sehr mit mir verwachsen. Man kennt mich unter dem Namen. Freunde nennen mich auch einfach nur “Laser” und viele haben das Gefühl, Lisa Laser sei mein bürgerliche Name. Man kann fast sagen ich bin durch meine Kunst zu meinem Alter Ego geworden.


Partyflyer, YES Culture, FR 29.11. Druckerei
YES Culture FR 29.11. in der Druckerei
Beim ersten YES-CULTURE Event am 29. November 2024, im neuen Club Druckerei in Solothurn, werden wir dich ja hinter den Decks antreffen. Ausserdem hast du für uns auch schon einen Monday Mix aufgenommen. Mich interessiert wie die Geschichte vom VJ zum DJ geführt hat.

Das Interesse am DJing hat sich ziemlich organisch vom VJ-ing entwickelt. Die Faszination an der visuellen Kunst ist auch durch meine Freude an der Musik entstanden. Als VJ im Club-Kontext, kann ich die Emotionen, die Energie und Stimmung durch einen visuellen Ausdruck der Musik übersetzen, den Raum damit beeinflussen und gegebenenfalls mit der Musik im Tandem auf ein höheres Level bringen. Durch meine Präsenz in den Clubs und der gefühlvollen Auseinandersetzung mit der Musik, hat sich eine wachsende Faszination für die andere Seite der Ko-Kreation entwickelt - trotz Berührungsängste zu Beginn. Da ich mich nicht per se als musikalische Person bezeichnen würde. Sprich, meine Erfahrungen vom Notenlesen beschränken sich auf meine Zeit in der Unterstufe beim Blockflötenunterricht. Und doch hat die Liebe zum emotionalen Wert der Musik immer mehr die Überhand gewonnen. Ich wollte die Gefühle die ich fühle beim Hören nicht nur visuell, sondern auch musikalisch übermitteln können. So habe ich dann von der Faszination zu meinem Platz hinter den Decks gefunden.



Durch ihre Präsenz in Clubs und Events als VJ wuchs auch Lisas Netzwerk und durch verschiedene Bekanntschaften mit Künstlern und DJ’s wuchsen auch die Playlists. Im kleinen Rahmen fing sie an aufzulegen. Kleinere Anfragen für Events und Feste im Freundeskreis schlichen sich dann dazu. Viel gelernt hat sie am Anfang durch die Aufnahme der eigenen Sets die sie für sich aufgelegt hat. ”Das Nachhören hat mir beim Entwickeln meiner Skills, sowie dem Spiel mit verschiedenen Sounds sehr geholfen”, sagt die Künstlerin. Mit kleinen Events unter Freunden hat es gestartet. Heute hat Lisa schon kleinere Festivals, Open-Airs sowie Clubs mit ihren Sets bespielt.



Wenn wir schon beim Einfluss der Musik auf dich und deinen Werdegang sind: Welche Musik hat dich als DJ und in Bezug auf die Musik die du nun mischst, am meisten beeinflusst?

In meiner Jugend war mein Hören von Reggae und zum Teil auch Metal geprägt. Anfang meiner Zwanziger kamen dann die verschiedenen elektronischen Musikgenres dazu. Zu Beginn waren Drum&Bass, sowie Dubstep sehr präsent. Diese Musik höre ich auch heute noch sehr gerne. Die Genres von House und Techno haben sich dann immer mehr zu meinem Hören und Fühlen dazugesellt. Um auf deine Frage zurückzukommen, fällt es mir schwierig dir ein Genre zu nennen. Ich empfinde das Musikhören als eine Reise der Inspiration. Ich höre was ich gerade fühle. Die Genres und Subgenres von House und Techno würde ich aber als meine treusten Begleiter bezeichnen, welche meine Sets bis heute am meisten beeinflussen.



Lisa Laser am auflegen
Jetzt bin ich aber gespannt zu wissen was du denn überhaupt auflegst. Gibt es da ein / zwei Genres die du als deine, respektive die Genres von Lisa Laser bezeichnen würdest?

Wenn mich die Bookers fragen was sie auf die Flyers schreiben sollen, sage ich ihnen gerne “somewhat Techno”. Also etwas im Grossraum des Techno. Dub-Techno liegt mir sehr am Herzen und wenn ich sehe, dass es zur Event-Energy passt, dann spiele ich ein Set des Solchen. Der chillige und relaxing Vibe ist jedoch nicht für jedes Event das Richtige. Durch seine diversen Melodien und der prominenteren Basspräsenz, macht sich das Deep-House Genre dann doch clubtauglicher als der Dub-Techno. Wenn ich hinter den Decks stehe, kann man eines von Beiden oder ein Mix der zwei Welten erwarten.


Was ist es, dass dich am DJing so fasziniert? Welche Aspekte der Kunstform inspirieren dich am meisten?

Das ist schwierig zu sagen, da ich das DJing als sehr vielschichtig empfinde. Aus dem Bauch würde ich behaupten, dass mich die Übermittlung der Emotionen, sowie der technische Aspekt daran inspiriert und fasziniert. Grundsätzlich ist es aber das Gesamtpaket; was du geben kannst, im Sinne von Energie, Stimmung und Raum. Sowie was du als DJ auch erhältst, wie die Möglichkeit Menschen bewegen zu können, etwas in ihnen auszulösen, sie fühlen zu lassen … und eben auch der manuelle Akt des Auflegens den ich für meine persönliche Weiterentwicklung als spannend empfinde.


Skills jetzt mal vorbehalten; gibt es ein Genre welches du gerne mal mischen möchtest? Und wieso?

Ganz klar, der alte Drum&Bass. Das Genre begleitet mich schon mein halbes Leben lang. Mein Interesse bezieht sich dabei nicht nur auf den emotionalen Wert welcher das Genre für mich darstellt, sondern auch auf die Komplexität der Songs. Die “Regeln” beim alten D&B sind sehr viel dynamischer als beim Moderneren, wie z.B Liquid Drum & Bass. In Bezug auf Rythmik, dem Aufbau der Songstruktur, sowie der Rythmus- und BPM-Wechsel innerhalb der Tracks. Das Mischen von solchen etwas unberechenbaren Songs erfordert aus meiner Sicht viel mehr Skill, ein sattelfestes Level an Spontanität, Schnelligkeit und eine tiefere Auseinandersetzung und Kenntnis der Songs. Ich experimentiere damit gerne, bin aber auf dieser Ebene im Bezug auf Gigs noch nicht soweit.


Was war dein craziest Gig? Und wieso?

Irgendwie ist doch bei jedem Event ein Aspekt von crazy dabei lacht . Eine Experience habe ich aber: Bei einer privaten Party hat jeder mit Lust und USB-Stick ein wenig gemischt. An einem Punkt habe ich dann übernommen und aufgelegt. Und aufgelegt und… aufgelegt. Bis dann einer meiner Freunde zu mir kam und sagte “Hey Lisa, du spielst jetzt schon 6 Stunden. Wosch mau Pouse mache?” Das war eines der krassesten Erlebnisse, nicht per se wegen dem Event selbst, aber durch die Erfahrung des “in Flow” geraten und dass mich die Musik für sechs Stunden vollkommen in ihren Bann gezogen hat. Zeit und Raum habe ich komplett vergessen. Existiert haben da nur meine Hände und die Tracks. Das war crazy!



Lisa Laser am auflegen
Seit 2019 legst du für dich selbst auf. Die ersten Gigs im grösserem Rahmen kamen dann im 2022 rein. Hast du zum ersten “offiziellen” Gig aus einem Gefühl von “ich bin ready” zugesagt, oder war es ein Sprung ins kalte Wasser für dich?

Ich würde sagen es war von beidem ein wenig. Eine kleine Bereitschaft war da. Obwohl, wenn du mich gefragt hättest ob ich mich ready fühle, ich wahrscheinlich nein gesagt hätte. Was aber die Überhand hatte, war meine Bereitschaft mich selbst ins kalte Wasser zu stossen. Ich habe das Gefühl ready bist du nie wirklich. Deswegen ist der Wille dich in neue Erfahrungen zu stossen umso wichtiger. Du wächst nur durchs Machen.


Hast du ein erlebtes Beispiel dazu?

Ja! Bei einem kleinen Openair war ich als VJ tätig. Der DJ fürs Opening ist denen aber kurzfristig abgesprungen. Mein Freund, der auch dabei war und selbst schon seit über 15 Jahren auflegt, hat uns dann gemeinsam für den Slot gemeldet und mir gesagt “wir machen das gemeinsam“. Obwohl nur etwa drei Gäste da waren, die Leute nur sehr langsam eintrafen und es absolut nicht schlimm war, als ein oder mehrere Übergänge nicht ganz so smooth waren. Zusätzlich war es das erste Mal, dass ich auf grossen CDJ’s auflegte, was mich an sich schon komplett aus dem Konzept brachte. Diese Erfahrung , infolge der ungewohnten Umstände, waren für mich definitiv herausfordernd . Jedoch habe ich in diesen 90 Minuten mehr gelernt als ich in Wochen für mich zu Hause im Wohnzimmer hätte lernen können. Da habe ich auch gemerkt, dass ich einfach machen muss um besser zu werden, mich wohler zu fühlen Menschen zu bespielen und auch mehr Freude am ganzen Prozess des Auflegens zu verspüren.


“Einfach machen”, wäre das etwas was du der jüngeren Lisa, in den DJ-Beginnings, oder auch jungen DJ’s da draussen als Rat mit auf den Weg geben würdest?

Definitiv. Ich würde ihr / ihnen raten, weniger im Kopf zu sein und einfach drauflos probieren. Angst beiseite, nichts kann “wirklich” schief gehen. Das Schlimmste was passieren kann ist dass du lernst. Und im Endeffekt ist das dann doch das Wichtigste.



Wir bedanken uns herzlich bei Lisa für das spannende Interview. Sehen und hören könnt ihr Lisa Laser bei unserem ersten YES CULTURE Event in der Druckerei in Solothurn. Am 29. November 2024 heizt sie unsere Decks und unter euren Füssen ein.


Eileen Gamma

Für YES CULTURE















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